1638-07-18

An den Ambassadeur Wolffen im Nahmen deß H. ReichsCantzlers, underschiedliche Sachen betreffendt.


WolEdler und Ehrnvester H. Ambassadeur.

Drey deß Herren schreiben an Ihre Königl. May:tt unsere allergnädigste Königin und Fräwlein und eins an mich, alle sub dato Bremen, den 23. Junii,a seindt den 12. huius in die königliche Cantzley woll eingelieffert, von der königlichen Regierung erbrochen und verlesen und folgends mir /:so uff weinigen tagen uffs Landt gereyset:/ communiciret worden. Spüre auß denselben ungerne und mitleidentlich seine schwere indisposition, mit hertzlichem wunsch, daß dieselbe zur beßerung undt vorigen krefften hast sich changiren und gedeyen möchte. Folgends habe ich eingenommen den Zustandt, consilia und actiones der landtgreffischen Vormundschafft; demnach waß consilia der Herr Ambassadeur führet den Herrn Ertzbischoff zu Bremen an die Handt zu bringen; zuletzt seine meinung undt vorschläge, unser verfallenes Kriegswesen in WestfalenWestphalen zu redressiren. Diese drey Hauptpuncten seindt von großer importance, und zweiffele ich nicht, daß meine Herren Collegen werden dem Herren Ambassadeuren entweder schon oder mit ehistem ihre gemüths meinung entdecken. Nachdem ihnen aber gefellig, daß ich alß abwesendt meine gedancken verfaßen undt an dem Herren uberschreiben solte, alls habe ich solches summatim undt bis zu beßerer information tuhn und achterfolgen sollen.

Und anfangs laße ich die landtgrefische consilia in ihren würden beruhen. Sie mügen sehen, wie sie eß außführen und ob sie andere betriegen oder sich selbsten verführen werden. Das temporiziren und lamentiren ist nun gar zu gemein. Weiln aber die intention bekandt undt beyde Chronen SverigeSchweden und FrankrikeFranckreich auff eine maniere tractiret werden, so laße der Herr eß darbey bleiben, wie sie eß selbsten haben wollen. Er urgire keine renovationem fœderis; das alte fœdus valeat in quantum valere potest. Es wehre in sich selbsten kräftig genug, wann eß von der landtgräffischen seithen observiret und nicht allezeit ex occasione außgedeutet und inflectiret würde. Man spüret hiesiges orthes woll, daß die landtgräffischen auß allen Artikeln deß Bundes lautere schwedische obligationes machen und daßelbige bey Franckreich suchen. Aber sie selbsten seindt frey und mügen sonder respect der Chronen tuhn, waß sie wollen, und sie vermeinen ihrem Stat dienlich zu sein. Der Herr laße dahero alles in suspenso, suche keine newe obligationes /:welche man gnugsam vermercket nicht gehalten werden:/ undt viel weiniger gebe er einige newe obligationes. Sonsten kan er die Landtgräffischen etwa ad cooperationem in militaribus, es sey per coniunctionem armorum oder diversionem bringen und vermügen, darinnen thue er seinen fleiß. Undt ist dieser der einige effectus fœderis, so itzo per hæc consilia zu vermuthen. Daß man aber die Officiers mit pensionen an sich ziehen solte, hat zwar seine reden. Ich sehe aber, daß die frantzösische pensiones in realibus weinig würcken, dahero ich dann fast darfür halten muß, daß solche spesen ubel angelegt weren.

Soviel die alliance mit dem Herrn Ertzbischoff zu Bremenb betrifft, thut der Herr woll an, daß er deß orths gute correspondence und verständnüs erhelt. In Bundnüßen aber und alliancen muß der Herr caute gehen, insonders dieweil der Herr Ertzbischoff dependiret ab arbitrio und dispositione sui parentis Regis Daniæ und nichtes vornehmen wirdt sondern wißen undt willen Sr. May:tt, dahero dann solche alliancetractaten /:sie gehen vor oder hinder sich:/ leicht können in effectu zu beiden Chronen directe oder indirecte gerathen. So halte ich meines orths darfür, daß der Herr am besten thete, wann er solche tractaten declinirte, insonders weilln ihme alß einem frembden unser estat, auch deßen und der Nachbarschafft rationes unbekandt und dahero von ihm leichtlich angestoßen werden können, so inns künfftige nicht anders zu excusiren sein wirdt dann mit einem non putaram und weiniger were unß zu remedieren. Der Herr Ambassadeur wolle derowegen biß uff der Regierung speciale commission und information sich solcher alliancetractaten an dem orth enthalten, und da er noch zur Zeit darinnen stecke, mit guthem manier entbrechen. Im fall er aber einige affection darzu spüre und deß gemeinen wesens auch hiesiger Chron nutz abmercken könte, als remittire er solches alles zu den Herrn Ambassadeur und Hoffcantzlern Salviumc, welcher uff den niedersächsischen Crayß bestellet und außer dem am besten weiß die particulare considerationes unseres estats mit unseren Benachbarten.

Schließlich betreffendt die reformation unserer militie in Westpfalen, so wohll ratione officialium als der Regimenter finde ich deß Herrn gedancken und vorschläge sehr guth, muß die Disordre undt confusion deßen allen gestehen und im fall eß nicht remediert wirdt werden können, muß eß von sich selbst zergehen und verfallen. Weilln aber vielfältige considerationes einfallen, halte ich darfür, daß man am besten thuet, wann man eß noch ein wenig ließe anstehen, biß so lang man abnehmen könte, wie und welcher gestalt der Herr Feldtmarschalch Bannierd seine consilia einrichten und waß fortune der Höchste bescheren werde. Dann darnach wirdt sich alles reguliren und leichter oder schwerer fallen. Der Herr wolle mit seinem gewönlichen eiffer alles treiben undt dennoch die moderation gebrauchen, daß eß sich practiciren laßet. Immittelst sobald ich nach StockholmStocholm wieder komme, welches ich mit göttlicher Hülffe inner wenige tage verhoffe, soll ich mir angelegen sein laßen, damit dem Herren eine ausführliche information gefolget werde. Dieses dienet dem Herren Ambassadeur nicht weiter dann zu einer vertrawliche communication meiner gedancken. Hat sich im übrigen nach seiner empfangenen commission oder erfolgeten newen ordre von der königlichen Regierung zu richten. Empfehle ihn in den Schutz deß Allerhöchsten und verpleibe zu jedertzeit

Deß Herren Ambassadeurs
freundtwilliger
Axell Oxenstiern.


Utgivare: Helmut Backhaus

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