Axel Oxenstierna und Königin Christine

Briefe aus den Jahren 1633–1654

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Editionsregeln

Die hier vorgelegten 95 Schreiben, die in den Jahren 1633–1654 zwischen Reichskanzler Axel Oxenstierna und Königin Christine gewechselt wurden, sind nach Inhalt und Charakter sehr verschieden und sehr ungleich über die Jahre verteilt.

Nur drei Briefe stammen aus den Jahren vor Christines Herrschaftsantritt im Dezember 1644. Zu dieser Zeit befand Axel Oxenstierna sich zunächst in Deutschland als bevollmächtigter Legat der schwedischen Krone, bevor er im Juli 1636 nach Schweden zurückkehrte, um die Leitung der Vormundschaftsregierung zu übernehmen, die während der Minderjährigkeit der Königin die Geschäfte führte. Der erste Brief, den die sechsjährige Christine im August 1633 an den Kanzler in Deutschland schrieb (oder zumindest unterschrieb), handelt von einer Halskette, die für sie auf Befehl des Königs eingekauft werden sollte (Nr 4005). Die beiden anderen Briefe aus dieser Zeit, von Oxenstierna im Mai 1638 und von Christine im Oktober 1639 (Nr 2394 und 4112), sind auf Latein geschrieben. Man kann sie als Beispiele für jene Art von praktischen Stilübungen betrachten, die auch in der Korrespondenz zwischen dem Reichskanzler und seinen Söhnen vorkommen.

In Christines erstem Jahr auf dem Thron – 1645 – ist die Zahl der Briefe am grössten, insgesamt 30 Briefe. Oxenstierna verliess Stockholm Mitte Januar, um sich an die dänische Grenze zu begeben und die schwedische Delegation bei den Friedensverhandlungen in Brömsebro zu leiten. Der Friedensvertrag wurde dort am 13. August unterzeichnet. Während der Verhandlungen standen der Kanzler und die Königin in ständigem Kontakt miteinander. Der Kanzler war darauf bedacht, die Königin über den Stand der Verhandlungen auf dem Laufenden zu halten und die Verhandlungsführung der Kommission bei ihr zu verankern, während die Königin ihrerseits in einer Reihe von Handbriefen, die sie neben den in der Kanzlei aufgesetzten offiziellen königlichen Schreiben schrieb, den Verlauf kommentierte (Nr 4012-4019). Während dieser Zeit behielt der Kanzler aber auch andere aussenpolitische Fragen im Griff (Nr 2596 und 2014), und als einige Kollegien in seiner Abwesenheit den Versuch unternahmen, die Stellung der Kanzlei zu schwächen und den Geschäftsgang für die Bearbeitung bestimmter königlicher Resolutionen zu ändern, widersetzte er sich dem energisch und verteidigte die geltende Geschäftsordnung (Nr 1344).

Nachdem die Friedensverhandlungen beendet und Oxenstierna im September 1645 nach Stockholm zurückgekehrt war, ändert sich der Inhalt der Schreiben, und ihre Zahl geht deutlich zurück. Von Seiten der Königin liegen nach 1645 hauptsächlich offizielle, in der königlichen Kanzlei aufgesetzte Schreiben vor; nur einige wenige Handbriefe sind erhalten (5 Briefe). Der Inhalt ist überwiegend formell-rechtlicher oder höfisch-zeremonieller Art - es handelt sich teils um von Königl. Maj:t ausgestellte Vollmachten, Bestätigungen, Donations- und Verlehnungsbriefe, Kaufbriefe u. dgl., teils um Einladungen zu adligen Hochzeiten, die im Lauf der Jahre auf dem Schloss zu Stockholm gefeiert wurden, und zu Bestattungen. Politische Angelegenheiten kommen eher sporadisch zur Sprache, am ehesten dann, wenn die Königin oder der Kanzler von Stockholm abwesend waren. Das war z. B. der Fall während der Rundreise der Königin in Bergslagen im Frühjahr 1646, als der Kanzler sie brieflich auf dem Laufenden hielt (Nr 1438-1440 und 1444), oder als der Kanzler sich im Herbst 1648 und im Herbst und Winter 1649 auf seinen Gütern aufhielt und die Königin ihn um Stellungnahmen zu verschiedenen aussenpolitischen Fragen bat. In einigen Briefen werden auch Fragen behandelt, die mit Oxenstiernas Stellung als Kanzler der Universität Uppsala zusammenhängen.

Es handelt sich hier also nicht um eine zusammenhängende Korrespondenz. Die Briefe können aber doch wohl einen Eindruck davon vermitteln, wie die Verbindung zwischen Königin und Kanzler bei bestimmten Gelegenheiten funktionierte.